Langsames Anweiden im Frühling – Vom Stall auf die Weide
Endlich ist es soweit! Der Frühling ist da und es beginnt die Weidezeit. Sosehr sich Mensch und Pferd auch darauf freuen, umso mehr muss beim Anweiden vorsichtig vorgegangen werden, da ein erhöhtes Verletzungs- und Erkrankungsrisiko für die Pferde auf der Weide besteht.
Man sollte immer die Empfindlichkeit der Pferde gegenüber Veränderungen beim Pferdefutter beachten. Frisches Frühlingsgras stellt zudem eine ernstzunehmende Gefahr dar, weil der Proteingehalt und der Gehalt an Fructan in der Wachstumsphase der Gräser besonders hoch sind. Bei einem zu schnellen und unvorsichtigen Anweiden, kann es zu einem Eiweißüberschuss kommen, der den Stoffwechsel der Pferde, insbesondere die Leber und die Nieren, stark belastet. Die Folgen können Koliken, Durchfall und Hufrehe sein.
Pferde die ganzjährig auf der Weide gehalten werden, gewöhnen sich langsam an das wachsende Nahrungsangebot mit seinem ansteigenden Eiweißgehalt auf der Weide, weil auch das Gras langsam wächst. Dies gilt aber nicht für Pferde, die im Winter in der Box gehalten werden und plötzlich auf die frische Weide dürfen. Zum Verdauen des frischen Grases benötigen Pferde spezielle Darmbakterien. Diese sind nach dem Winter aufgrund der überwiegenden Fütterung mit Heu, Stroh und Kraftfutter nur gering vorhanden und müssen durch ein kontrolliertes und kontinuierliches Anweiden erst wieder langsam vermehrt werden.
Bei einem kontrollierten Anweiden wird das Kraftfutter im Stall nach und nach reduziert. Wenn das Pferd eingedeckt ist, reduziert man bei mehreren Decken die Anzahl, oder wählt immer leichtere Pferdedecken aus damit sich das Tier an die Temperaturschwankungen gewöhnen kann. Für das Anweiden sollte man einen Zeitraum von 2 – 4 Wochen einplanen.
- Erste Woche: täglich 10 – 15 Minuten auf die Weide und am Führstrick grasen lassen
- Zweite Woche: bis zu 30 Minuten an der Hand weiden lassen
- Dritte Woche: zirka 1 Stunde auf die Weide und dann kontinuierlich ausweiten
Anfangs ist es ratsam dem Pferd vor dem Weidegang Heu zum fressen zu geben, damit es bereits satt ist und nicht zu viel frisches Gras auf der Weide frisst. Eine weitere Möglichkeit das Pferd langsam an das Gras zu gewöhnen, besteht in der Fütterung von Schnittgras im Stall, die man nach und nach steigert. Ein zusätzliches Kraftfutter soll während des Anweidens nicht gegeben werden. Es soll nur Heu und Stroh zum Ausgleich angeboten werden.
Angeschwollene Beine können ein Anzeichen für zuviel Eiweiß in der Pferdefütterung sein. Aus diesem Grund soll bei den ersten Anzeichen von Unwohlsein beim Pferd oder bei geschwollenen Beinen das Pferd sofort wieder von der Weide genommen werden.
In den Sommermonaten ist im Gras nur noch wenig Protein enthalten. Ob ein Zufüttern bei Weidepferden notwendig ist, hängt von der Qualität der Weide ab. Diese ist abhängig von der botanischen Zusammensetzung der Vegetation, dem Klima, dem Boden und der Düngung.
Weiden, die über einen hohen Anteil von kleeartigen Pflanzen verfügen, liefern den Pferden große Mengen von Eiweiß, Kalzium und Magnesium. Halmreiche Grassorten wie das Deutsche Weidelgras, Lieschgras, Knaulgras und Wiesenschwingel werden von Pferden besonders gerne gefressen. Minderwertige Gräser sind hingegen Rasenschmiele, Pfeifengras, Borstgras, Schilfrohr, Binsen und Simsen. Sie haben einen hohen Rohfasergehalt und einen nur geringen Mineralstoffgehalt.
Ob eine Weide noch genug Futter für die Pferde bietet lässt sich sehr einfach herausfinden. Man hängt ein gefülltes Heunetz auf die Weide. Fressen die Pferde das Heu, kann man davon ausgehen, dass die Weide nicht mehr ausreichend Futter liefert. Arbeitende Weidepferde können nach dem Anweiden wieder Kraftfutter erhalten. Mit dem kontinuierlichen Aufbau des Trainings muss auch die Futterration gesteigert werden.
Ein weiteres Problem beim Weidegang im Frühling ist die erhöhte Verletzungsgefahr. Insbesondere Pferde, die den Winter ausschließlich im Stall verbracht haben, sind bei den ersten Weidegängen oft übermütig und energiegeladen. Damit sich die Tiere nicht gegenseitig verletzen ist es ratsam, die Pferde zunächst einzeln auf die Weide zu bringen. Erst wenn aufgrund des Verhaltens des Tieres kein erhöhtes Risiko besteht, kann man die Tiere gemeinsam auf eine Weide lassen.
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